Buchtipp: STEFAN HACKL "GUITAROMANIE – Kleines Panoptikum der Gitarre von Allix bis Zappa!"




Noch auf der Suche nach einem Last Minute Geschenk mit dem gewissen Etwas? Der im Jahre 1954 geborene österreichische Autor und Professor Stefan Hackl hat in seinem neuen Buch “Guitaromanie” eine kleine Sozialgeschichte der Gitarre verfasst. Hackl wirft dabei, durchaus mit einem gewollten Augenzwinkern, Licht auf die wechselvolle Geschichte dieses Instruments. Wir baten den Autor und Musiker uns sein Buch in einem Interview vorzustellen.



Lieber Herr Dr. Hackl, um was geht es in ihrem Buch "Guitaromanie"?

Es ist ein Büchlein über die heiteren und kuriosen Facetten der Gitarrengeschichte, mit amüsanten historischen Texten (Konzertberichten, Zeitschriftenartikeln und literarischen Zeugnissen) und zahlreichen seltenen Bildern, eine kleine Sozialgeschichte der Gitarre. Diese besteht, kurz zusammengefasst, aus drei Wellen epidemischer Verbreitung: der „Guitaromanie“ des frühen 19. Jahrhunderts, der Renaissance des Gitarrenspiels durch die Wandervogelbewegung und die spanischen Virtuosen im frühen 20. Jahrhundert und schließlich den Höhenflug der Gitarre im Zuge der Popmusik. Unter anderem geht es um Guitarreros (Guitar Heroes) und Guitar Eros (den Sexappeal des Instruments).


Woher kam die Idee zum Buch?

Ich hatte schon einiges zum Thema Gitarre recherchiert und publiziert (Bücher, Artikel, Notenausgaben), und da stolpert man schon über die eine oder andere Kuriosität. Und den trockenen Abhandlungen über die Geschichte der Gitarre mit ihrer Heldenverehrung wollte ich einmal etwas Neues entgegensetzen: das Instrument des kleinen Mannes (und zu manchen Zeiten besonderes der Damen) aus der Perspektive von unten.

 

Wie lange haben Sie dafür recherchiert, und wo haben sich für die ergiebigsten Quellen für das Buch aufgetan?

Recherchen zum Thema Gitarre betreibe ich schon gut 20 Jahre, und dann habe ich einmal 2 Jahre lang alles zusammengefasst, was für die anderen Publikationen nicht seriös genug war, und noch ein wenig weiter in dieser Richtung gewühlt. 

Besonders die alten Fachzeitschriften sind eine  Fundgrube, und aus der Gegenwart natürlich das Internet – ebay, diverse Kleinanzeigenportale, Foren etc.

 

Wie hat sich der Stellenwert der Gitarre über die Jahrhunderte gewandelt? 

Die Gitarre als Instrument des Volkes wurde von den Vertretern der hehren Kunst immer etwas abschätzig betrachtet. So ganz ist das noch nicht überwunden, obwohl das Instrument inzwischen an den Hochschulen etabliert ist.

 

Was macht ihrer Meinung nach die Faszination dieses Instruments aus, und warum entscheiden sich so viele angehende Musiker für dieses Instrument?

„Beliebt weil billig und für leichte Dilettantenunterhaltung, namentlich im Freien, zweckdienlich und ergötzlich“, heißt es im Musiklexikon von Gustav Schilling (1836). Das gilt auch heute noch, doch es ist viel mehr. Die Gitarre bedeutet für viele ein besonderes Lebensgefühl – Romantik, Protest, Sexdrugsandrocknroll,...

 

Sie sind selbst versierter Gitarrist und Lehrer am Tiroler Landeskonservatorium in Innsbruck. Können Sie uns etwas über Ihre Anfänge und Ihren Werdegang erzählen?

Meine Laufbahn war untypisch – mit 14 unfreiwillig begonnen (im Musisch-Pädagogischen Gymnasium musste man ein Instrument lernen, da habe ich das billigste verfügbare Brettl gekauft) und dann bald infiziert (zuerst über die Popmusik), spät und vorerst halbherzig ein Studium begonnen und erst mit Mitte 20 erkannt, das die Gitarre meine Lebensgrundlage sein wird (zuvor standen Literatur und Theater im Fokus). Dann habe ich mich voller Energie auf meinen wunderbaren Job konzentriert – es gibt nichts Schöneres als mit begabten und ambitionierten jungen Leuten zu arbeiten – und mich bemüht, den Studierenden mehr zu bieten als das Branchenübliche: neues Repertoire zu erschließen, das Instrument mit seiner Geschichte und seiner Musik in allen Facetten kennenzulernen und zu vermitteln.

 

Auf was legen Sie beim Unterrichten besonders wert? 

Auf die individuelle Förderung der musikalischen Persönlichkeit. Und dazu braucht es eine solide Technik.

 

Haben sich die Anforderungen in der Ausbildung in den letzten Jahren/Jahrzehnten gewandelt?

Im Bereich Musikpädagogik nicht wesentlich, aber im Konzertfach sind die Ansprüche durch die Internationalisierung (viele Studierende aus Asien, Südamerika und den ehemaligen Ostblockstaaten) enorm gestiegen. Wir haben heute ein hervorragendes Niveau an den Universitäten und Konservatorien, und auch im Bereich Popularmusik auf der E-Gitarre kann man eine akademische Ausbildung machen.

 

Wo kann man ihr Buch beziehen?

Am besten direkt über das Bestellformular auf 

http://www.gitarre-archiv.at/guitaromanie-bestellformular/

oder auch über Amazon; und in Wien beim Musikhaus Doblinger.

 


 

Stefan Hackl, Dr. phil.,

Geb. 1954, beschäftigte sich nach seiner Ausbildung an Konservatorium und Universität Innsbruck besonders mit historischen Instrumenten und Aufführungspraxis, mit der Kammermusik des 19. Jahrhunderts, mit Volksmusik sowie mit Recherchen zur Geschichte der Gitarre. Er veröffentlichte zahlreiche Fachartikel in Büchern und internationalen Zeitschriften (Soundboard, Classical Guitar Magazine, Gitarre & Laute, Gitarre aktuell, Il Fronimo, Gendai Guitar etc.), Notenausgaben (u.a. bei Doblinger, Edition Helbling, Chanterelle, DGA Editions, Orphée), CDs (200 Jahre volksmusikalisches Gitarrenspiel in Tirol) und Bücher (Die Gitarre in Österreich, Stauffer & Co. – Die Wiener Gitarre des 19. Jahrhunderts, Guitaromanie – Kleines Panoptikum der Gitarre von Allix bis Zappa). Die Entdeckung bisher verschollener Werke u.a. von Giulio Regondi und Johann Padovetz erregte internationales Aufsehen.

Neben seiner Lehrtätigkeit am Tiroler Landeskonservatorium unterrichtet Stefan Hackl auch am Mozarteum Salzburg/Standort Innsbruck und an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien sowie bei internationalen Gitarrenfestivals. Aus seiner Klasse gingen zahlreiche Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe hervor. 2016 wurde ihm vom Bundespräsidenten der Berufstitel „Professor“ verliehen.

www.gitarre-archiv.at