ROM SCHAERER EBERLE - Interview mit Peter Rom

 


Warum in die Ferne schweifen ... Selten traf eine Redewendung den Nagel so auf den Kopf, wie im vorliegenden Fall. Der österreichische Gitarrist PETER ROM (links im Bild) gehört zur Speerspitze der heimischen Jazz-Avantgarde. Wer die musikalische Entwicklung des Künstlers während der letzten Jahre mitverfolgt hat, kann ob der jüngsten Veröffentlichungen nur bewundernd Beifall zollen. Mit seinem Trio ROM SCHAERER EBERLE hat der Gitarrist über die Landesgrenzen hinaus von sich reden gemacht. Photo © Reto Andreoli

 

Mit “At the Age of Six I Wanted to be A Cook” (siehe auch unsere Review) liegt uns das mittlerweile zweite Album der Formation vor. Grund genug, sich einmal etwas ausführlicher mit Peter, der eine beeindruckende akademische Ausbildung genossen hat, und unter anderem am Konservatorium der Stadt Wien und bei MICK GOODRICK am Berklee College of Music studiert hat, zu unterhalten.

Lieber Peter, zunächst einmal Gratulation zur neuen ROM SCHAERER EBERLE Langrille “At the Age of Six I Wanted to be A Cook”. Wo wurde aufgenommen?

Wir haben letztes Jahr in den “Recpublica Studios” in Lubrza, in Polen mit Werner Angerer aufgenommen, wir hatten drei Aufnahmetage – gemischt und gemastered wurde die Cd von Tinu Ruch bei Weltschall in Berlin.

Nehmt ihr live auf? Was habt ihr für eine DAW (Digital Audio Workstation) verwendet?

Aufgenommen haben wir auf Protools, wir haben eigentlich im Großen und Ganzen alle Stücke gleichzeitig eingespielt  - Ausnahme war eigentlich nur “Headline” wo wir das Gitarrensolo und manche Tracks hintereinander aufgenommen haben – alle Arrangements, die man auf der CD hört, sind live umsetzbar – das war für uns ein wichtiger Punkt.

Photo © Reto Andreoli


Du hast ja mit der Gitarre  eigentlich das einzige Instrument, das neben Stimme und Trompete bei eurem Trio mehrstimmig spielen kann. Ein besondere Herausforderung?

Eine besondere Herausforderung ist es auf jeden Fall – aber in so einer filigranen Besetzung sind alle drei Musiker gleichermaßen gefordert…

Ich stelle mir das vom Timing her nicht unbedingt leicht vor. Da lastet doch sicher eine große Verantwortung auf dir?

 Eigentlich spielen alle drei eine tragende Rolle. Während des Spielens ist allerdings das Thema Rhythmus weniger präsent als ich früher gedacht hätte, man hört sich gegenseitig zu und versucht einen gemeinsamen Bogen zu finden – das Timing ergibt sich dann bei gelungenen Takes wie von selber. Während einer Musikausbildung wird aus didaktischen Gründen oft eine Trennung von Melodie, Harmonie und Rhythmus vorgenommen - in der Praxis greifen dieses Faktoren untrennbar ineinander.

Bei euch prallen verschiedenste Einflüsse aufeinander. Kannst du uns dazu kurz etwas erzählen?

Jazz war und ist eine Musikrichtung, die von verschiedensten Stilen und Kulturen beeinflusst wurde – ich sehe das eigentlich schon fast als Jazztradition, immer wieder Elemente zu übernehmen – außerdem bin ich ja auch mit Joe Zawinul´s Musik aufgewachsen, da gibt es z.B. auch Aufnahmen, wo der afrikanische Einfluss unüberhörbar ist.

Wie gehst du beim Komponieren vor, und vor allem, wie viel von den Nummern auf der CD sind auskomponiert, und wie viel ist Improvisation?

Wie man beim Komponieren vorgeht, ist sehr schwer zu beschreiben – manchmal habe ich das Gefühl, neue Stücke sind auf eine gewisse Art schon in  der Atmosphäre vorhanden, man braucht nur hinhören und das Ergebnis aufschreiben. Ein anderes Mal kommt ein Stück aus einer Soundidee,  eine anderes Mal aus einer emotionalen Stimmung. Bei ROM SCHAERER EBERLE wurde ich bei meinen Stücken auch von den vielfältigen Möglichkeiten von Andreas und Martin beeinflusst – teilweise sind die Stücke nur in dieser Besetzung möglich.  Zum Thema Improvisation gibt es ein Zitat von Bob Moses, wo er in etwa sagt:  “Nicht die Improvisation an sich ist wichtig, sondern das musikalische Ergebnis” – auch das war ein bisschen die Herangehensweise für dieses Album, jedes Stück hat aber beide Elemente.

 

Photo © Reto Andreoli


Du spielst ja in einem recht unorthodoxen Bandgefüge. Inwiefern hast du die Gitarre - sagen wir mal - 'neu denken' müssen?

Das Instrument Gitarre hat für mich eine große Faszination – manche der Stücke sind von einer Gitarrentechnik oder einem Gitarrensound inspiriert – viele Stücke sind aber auf unsere Besetzung  zugeschnitten, für mich war es also kein “neu denken”

Lass uns kurz zu deinem Equipment kommen. Was hast du im Studio an Gitarren, Amps und Effekten verwendet, und was davon kommt dann auch Live zum Einsatz?

Ich habe meine Paul Reed Smith Gitarre und einen Vox AC 50 verwendet und praktisch keine Effekte – bei “Cooking the Books” verwende ich beim Solo Wah und Fuzz – teilweise hatte ich mehr Effekte geplant, wir haben uns dann aber im Studio oft für eine “cleanere” Variante entschieden. Live spiele ich am liebsten einen Vox AC 30, und verwende ein Ernie Ball Volume Pedal, ein MXR Carbon Copy Analog Delay (auf der CD im Einsatz bei “Ever Since”) ein Fulltone Tremolo und manchmal das Fulltone Clyde Wah.

Kannst du uns bitte etwas über deinen Werdegang erzaehlen? Wann hast du angefangen Gitarre zu spielen, und wer hat dich am meisten beeinflusst?

Ich hab mit 13 Jahren  akustische Gitarre begonnen – JIMI HENDRIX und BOB MARLEY fallen mir sofort als Einflüsse ein, Songwriter wie TOM WAITS oder RANDY NEWMAN, auch MESHELLE N´DEGEOCELLO könnte ich nennen, aber auch Jazz: WAYNE SHORTER, JOE ZAWINUL, BILL FRISELL, etc. - man wird ja außerdem von persönlichen Begegnungen oder von Büchern und Filmen oft stark beeinflusst…

Du hast ja bei MICK GOODRICK in Berklee studiert. Wie wichtig war für dich diese Erfahrung, und was ist dir von seinem Unterricht am meisten in Erinnerung, aber auch hängen geblieben?

Guter Punkt, MICK GOODRICK war eigentlich ein ziemlich wichtiger Einfluss für mich und hat meine Sicht auf das Instrument Gitarre schon verändert – er hat eine sehr methodisch-mathematische Herangehensweise, die mir vor allem in Bezug auf Harmonien wirklich Neues eröffnet hat – er gibt bei ihm immer wieder den Ausdruck “the beauty of mathematics”.

Auch über die Wichtigkeit von Geduld und Ruhe habe ich bei ihm etwas gelernt.

Photo © romschaerereberle.com


Hast du einen Tipp für angehende (Jazz-)Musiker wie man von ausgetretenen Pfaden auf neues Terrain stoßen kann?

Herausfinden, wo die eigenen Ideen und Fähigkeiten liegen, und was einem Spaß macht, ist meiner Meinung ist das erste was mir einfällt.

In letzter Zeit denke ich manchmal über Herangehensweisen nach - zum Beispiel , wie genau man sich mit einer bestimmten Materie beschäftigen kann und will, wie genau man sozusagen hineinzoomt…

Kannst du uns bitte abschließend auch etwas über dein Engagement und deine Arbeit bei der Jazzwerkstatt erzählen?

Die JazzWerkstatt Wien feiert 2014 ihr 10 jähriges Jubiläum, das wir bei einigen Veranstaltungen feiern werden. Die Vorbereitungen und die Programmgestaltung laufen bereits - ich will niemanden herausheben, es ist erstaunlich, wie viele gute MusikerInnen es gibt, auch wie viele ständig neu dazukommen.

Wie stellt sich die Jazzszene für dich in Österreich derzeit dar?

In der “Szene” gibt es gegenlaufende Tendenzen - meiner Meinung nach gibt es in vielen Bereichen eine Übersättigung auf verschiedenen Ebenen, der nicht so leicht beizukommen ist. Auf der anderen Seite hat man heutzutage eigentlich viele Möglichkeiten, künstlerische Projekte zu verwirklichen.

 

Photo credits © Reto Andreoli

Ihr werdet demnächst auch im Vortex Jazz Club in London spielen. Wie sieht es mit euren weiteren Live Aktivitäten aus?

Heuer spielen wir noch  am 27.11. in Wien im Theater am Spittelberg, am 4. Dezember im Beeflat in Bern, am 8. Dezember im Vortex in London und am 12. Dezember im Moods in Zürich.

Vielen lieben Dank fuer das Interview. Wir freuen uns schon, die Nummern der neuen CD live zu hören.

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