AC/DC „Rock or Bust“



 




Es gab dieser Tage kein Entkommen. Selbst vom Info Screen der Wiener U-Bahn leuchtete jedem der es wissen wollte, und auch allen anderen, eine „Rock or Bust“ Rezension entgegen. Tageszeitungen überschlugen sich mit Plattenkritiken des neuen Albums der von den in Schottland geborenen Brüdern Angus und Malcolm Young gegründeten Band.

 

Auch wenn wir von der intellektuellen Wucht so manch einer „Rock or Bust“ Kritik fast erschlagen wurden, wollen wir dennoch eine Review von AC/DCs neuem Album wagen, und es daher gewohnt platt angehen:

 


Angus & Co wollen es auf ihre alten Tage noch einmal wissen.


Fast mehr als das neue Album haben unlängst deren Bandmitglieder für Schlagzeilen gesorgt. Schlagzeuger Phil Rudd, der heuer seinen sechzigsten Geburtstag feiert, wurde vor den Richter geladen. Es stehen der Vorwurf des Drogenbesitzes und Mordandrohungen im Raum. Und Malcolm Young, einer DER bedeutendsten Rhythmusgitarristen den dieser Planet jemals hervorgebracht hat, leidet an Demenz.



„It’s a long way to the top if you want to Rock n Roll“ hörten wir erst unlängst aus dem Munde von AIRBOURNEs Joel O’Keeffe, der diese AC/DC Weisheit wie viele andere Musikschaffende auch verinnerlichen musste. Aber nur wenige sind wirklich im Superstar Himmel angekommen. Haben es „geschafft“, wie man sagt.  Angus & Co aber können von sich behaupten, „we've made it“ - definitiv und auf ewig.


Man kann jetzt Angus Young und seinen Mitstreitern vorhalten, dass sie sich einmal mehr nicht verändert haben, und Überraschungen ausgeblieben sind. Aber, Hand aufs Herz, kein Mensch erwartet von den sechzigjährigen Elder Statesmen of Rock, dass sie im x-ten Jahr ihres Bestehens irgend etwas anderes als den typischen Arbeiterklassen-Rock intonieren.



Ohnehin könnte niemand den gesellschaftlichen Wandel besser illustrieren, als diese Band, die ihrem Stil über Jahrzehnte treu geblieben ist, während um sie herum die neoliberale Abrissbirne soziale Gewissheiten und Traditionen einstampft, und Tyler Cowen & Konsorten zum Angriff auf die Durchschnittlichkeit blasen.



Von grundsätzlich musikphilosophischen und sonstigen Betrachtungen einmal abgesehen ist „Rock or Bust“ ein gutes Album geworden. Der Titelsong und insbesondere die Single „Play Ball“ sind Nummern mit mächtig Live-Potential und Wiederkennungswert. „Play Ball“ hat sogar das Zeug, es dereinst einmal auf ein Best-of Album zu schaffen. Midtempo Rocker („Hard Times“) sind ebenso an Bord, wie der obligatorische Blues-Rock Stampfer („Rock the Blues Away“). Am Ende steht jedoch die Frage, zu welchen Songs man in einer Musiksammlung, die das Attribut überdimensioniert trägt, zurückkehren wird? Und da haben „Baptism by Fire“ und „Rock the House“ mit seinen Retroanleihen noch reelle Chancen, noch einmal durch den Play Knopf reanimiert zu werden.



Wir ziehen daher einmal mehr den Hut und verneigen uns tief. AC/DCs Lebenswerk ist um eine Langspielplatte reicher geworden. Nummern wie „Highway to Hell“ oder „Hells Bells“ gehören zum Weltkulturerbe, genauso wie die unübertroffen legendäre „Live at Donington“ Show.



Wir freuen uns auf die kommende Tour, bei der Malcolm von dessen Neffe Stevie Young, der mittlerweile auch schon 58 Jahre zählt, vertreten wird, und bei der wir alle wieder mächtig für intergalaktische Ticketpreise abdrücken werden – so wir denn eines ergattern können.


Am Ende dieser Rezension kann daher nur, ja muss dieser Satz stehen: „For those about to Rock, we salute you!“

 




Erscheinungsdatum: 28. November 2014
Label: Smi Col (Sony Music)

1. Rock or Bust          3:03   
2. Play Ball            2:47   
3. Rock the Blues Away    3:24   
4. Miss Adventure        2:57   
5. Dogs of War        3:35   
6. Got Some Rock & Roll Thunder    3:22   
7. Hard Times        2:44   
8. Baptism By Fire        3:30   
9. Rock the House        2:42   
10. Sweet Candy        3:09
11. Emission Control    3:41

www.acdc.com