NOVA ROCK 2014 - Zweiter Tag - Samstag 14.06.

 

Drei Bühnen, lange Wege zwischen jenen, tolles Rahmenprogramm, eine reibungslose Organisation und Abwechslung garantierende Verpflegungsstände kennzeichnen diese Rock-Extravaganza, welche die Herzen von insgesamt weit über Hundertausend Fans der härteren Klänge erfreuen sollte. Das Wetter war den Zehntausenden feierwilligen Campern und Konzertbesuchern vor Ort ebenfalls wohlgesonnen, einzig mit dem Staub hatte man zu kämpfen, hier dürften sich zahlreiche Autowaschanlagenbetreiber über erhöhte Umsätze nach dem Festival gefreut haben. Doch über allem steht ein absolut tolles Soundprogramm, das für jeden etwas bereithielt…wir waren für euch auch am zweiten Tag hautnah und mittendrin dabei….



GHOST
Ein erster Höhepunkt des zweiten Konzerttages bildete der Auftritt der okkulten Schwedenrocker GHOST, die mit ihrem Sound begeistern konnten - auch wenn die Verkleidungen am hellichten Tage ihre Wirkung nicht vollends entfalten konnten. Dennoch lieferten GHOST ein mehr als überzeugendes Set ab. Dass dies nicht ins Lächerliche abgleitete, war zum grossen Teil den mid-Tempo Nummern und dem überzeugend genialen Gehaben von Papa Emeritus I. geschuldet.


TRIVIUM
Die Floridianer stehen bei der jungen Garde an Metalfans hoch im Kurs. Insofern war es nicht verwunderlich, dass beim TRIVIUM-Gig vor der Bühne recht viel Bewegung herrschte. Für den Soundtrack zum Bangen und Pogen im Pit sorgten die vier Herren auf der Bühne. Leichtes Spiel für die Jungs um Fronter Matt Heafy, die eigentlich nur ihre größten Erfolge (“Built To Fall”, “Strife” oder “Down From The Sky”) zocken mußten und mit diesem Rezept auf den Pannonia Fields auch reüssieren konnten. Mir waren die Amerikaner schon immer zu nichtssagend und unoriginell, sodass mich nicht mal ein echter Kracher wie “Anthem (We Are The Fire)” packen konnte. Ansonsten aber solide und satte Performance einer Band, welche die Massen begeistert und ohrenscheinlich immer noch hungrig nach mehr ist.

 

ANTHRAX
Besonders freuten wir uns auf den Auftritt der Thrash-Metal Ikonen ANTHRAX, die mit ihrem neuen, alten Frontmann  Joey Belladonna eine rundum gelungene Show ablieferten. Kracher wie "Indians", "Got the Time" oder "I Am The Law" verfehlten ihre Wirkung beim Publikum nicht.

Den Amerikanern gelang mit dem Alt-Double „Caught In A Mosh“ und „Madhouse“ gleich ein idealer Einstieg. Mit Joey Belladonna am Mikro kamen diese Titel authentisch und bärenstark rüber. Die Amerikaner könnten theoretisch aus dem Vollen schöpfen, allerdings wurde logischerweise die John Bush-Ära soundtechnisch ausgespart. Sehr geil kam der vom Glocken-Intro eingeleitete Rhythmus-Stampfer „In The End”, ob es bei einer 55 Minuten-Show aber das von den Headliner-Shows bekannte AC/DC-Cover „T.N.T.“ sein mußte, sei wirklich dahingestellt, der eine oder andere „Spreading The Disease“-Klassiker wäre da angebrachter gewesen. Neben Basser Frank Bello und Bandchef Scott Ian zählte nur noch Sänger Joes Belladonna zur Alt-Besetzung, neben einem Aushilfsgitarristen wurde auch Charlie Benante wieder von einem Ersatzdrummer vertreten. Ein weiteres Cover („Antisocial“) beschloß ein ein recht kurzweiliges, aber wenig aufregendes Set.


AMON AMARTH
Die Schweden gehen live eigentlich immer. Und auch am heutigen Tage ließen die melodisch-wuchtigen Death Metal-Brecher „Made in Vikingland“ keine Wünsche offen. Einzig das helle Tageslicht erwies sich als ein wenig hinderlich, AMON AMARTH-Sound braucht dunkel und entsprechende Lichtshow zum Verstärken des Effekts von stimmungsvollen Nummern wie „As Loke Falls“. Besser funktionierten im Sonnenlicht wüste Brecher wie der geile Opener „Father Of The Wolf“ oder „Deceiver Of The Gods“, die – verstärkt durch gleiche Bühnenoutfits und synchron geschaltetes Headbanging – zusätzliche Wirkung entfalten. Die nordische Erfolgsformel funktionierte auch heute, der tief röhrende Frontmann Johann Hegg („Guardians Of Asgard“) führte seine Warriors durch ein routiniertes Liveset, der „hohe Startplatz“ im Billing dokumentiert den absolut verdienten Höhenflug der Nordmänner.

IRON MAIDEN

Nostalgisch wurden wir dann beim Auftritt von IRON MAIDEN, die mit der Neuauflage der "Maiden England" Tour ein letztes Mal mit dieser speziellen Show das Publikum beschallen sollten. Nach den obligatorischen Sound-Anlaufschwierigkeiten, hob sich spätestens beim genialen "Revelations" auch hier der "Vorhang".  Die Setlist an diesem Abend ließ, wie nicht anders zu erwarten, keine Wünsche offen. IRON MAIDEN bescherten den Besuchern mit Klassikern wie "Two Minutes to Midnight", "The Number of the Beast", oder "Wasted Years" ein hochprofessionelles Set, dass auch wieder mit allerlei Spezialeinlagen (Stichwort: automotisierter, überlebensgroßer Stelzen-Eddie) nicht geizte.


Der Headliner des heutigen Abends lieferte ein standesgemäßes Set, das dem Status und dem Ruf der Metalinstitution gerecht wurde. Die Band, die sich tatsächlich drei Gitarristen in der Band leistet bzw. leisten kann, ließ unter der Federführung von Steve Harris (musikalisch) und Bruce Dickinson (actiontechnisch) nichts anbrennen und lieferte optisch wie soundmäßig eine amtliche Headlinershow ab. Das geschmacksichere “Doctor, Doctor” von UFO bildete das Intro zur mit Klassikern gespickten Setlist der Eisernen Jungfrauen. Von Altstandards wie der Bandhymne oder “The Number Of The Beast”, “Run To The Hills” oder “Fear Of The Dark” kam vor allem das superbe “Seventh Son Of A Seventh Son”-Album mit insgesamt vier Songs (“Moonchild”,  “Can I Play With Madness” etc.) zu Liveehren.


Gerade was den Auftritt der eisernen Jungfrauen betraf, wollen wir an dieser Stelle nicht verhehlen, dass es, ungeachtet des fast perfekten Sets, auch kritische Stimmen gab. So meinten etwas einige schreibende Kollegen, wie auch der eine oder andere Konzertbesucher, dass hier gewiss auch eine gewisse Routine zu vermelden war, und die Band nicht mehr so begeistern konnte, wie noch in jungen Jahren.  Sei es drum. Klassiker wie das oben erwähnte "Seventh Son Of A Seventh Son", mit seinem atmosphärisch verdichteten Mittelteil, oder "Can I Play With Madness", waren einfach umwerfend gut gespielt, und sorgten für Gänsehaut.

Wer danach noch immer nicht genug hatte, durfte sich vom K.I.T.T.-Fahrer und Baywatch-Rettungsschwimmer DAVID HASSELHOFF mit seinem Cover- bzw. Eigenhit-Programm in die Nacht verabschieden lassen. “The Hoff”, vielerorts als Trash-Ikone tituliert, wurde den Erwartungen gerecht. Eine gewisse Nervosität war dem Mann durchaus anzusehen, und auch aus dem Backstage Bereich vernahmen wir, dass die Jungs von IRON MAIDEN gespannt seinen Auftritt vom Rand der Bühne aus mitverfolgten. Dieser begeisterte das  Publikum mit seinem bunten Mix aus Spektakel und Cover- bzw. Greatest-”Hoff”-Hits (“Limbo Dance”, “Looking For Freedom”, “Crazy For You”).


Ob dies ein geeigneter Schlußpunkt für diesen Tag war, sei an dieser Stelle dahingestellt. All jenen, die ausgeharrt hatten, hat es jedenfalls gefallen. Und das ist schließlich alles, was zählt.