AC/DC - Konzertbericht - 19. Mai 2016


Hell Ain't A Bad Place To Be: Nach all den Schlagzeilen rund um den Ausfall von Brian Johnson sahen am 19. Mai rund 50.000 Zuseher im Wiener Ernst Happel Stadion ein überraschend gutes Konzert ...

 

 

 

Seien wir uns ehrlich. Als es vor einigen Monaten hieß, Brian Johnson könne aufgrund von Problemen mit seinen Stimmbändern (später hieß es aufgrund eines drohenden Gehörverlustes) die laufende Tour nicht mehr absolvieren, war die Enttäuschung groß. Vor allem in den USA führte die Ankündigung, den Frontmann durch Axl Rose zu ersetzen zu derartiger Entrüstung, dass sich das Management entschied, den Kaufpreis bereits erworbener Karten an all jene, die dies wollten, zurückzuerstatten. Auch hierzulande machten nicht wenige von diesem Recht Gebrauch. Überhaupt war die Band in letzter Zeit aufgrund der zahlreichen Ausfälle - Brian Johnson, Drummer Phil Rudd (Verurteilungen wegen Drogenbesitz und Morddrohungen) und der Demenz-Erkrankung von Malcolm Young - nicht gerade vom Glück verfolgt gewesen. Erinnerte doch die jüngere Bandgeschichte eher an eine Reise nach Jerusalem, als an einen krönenden Karriereherbst.


Und so verwunderte es nicht weiter, dass die Erwartungen diesbezüglich im Keller waren. Man war also gespannt, ob sich die recht guten Rezensionen vorausgegangener Konzerte in Wien bestätigen würden. War es doch schwer vorstellbar, wie der ehemalige Sänger von GUNS N' ROSES stimmlich in die Fußstapfen von Johnson würde treten können.


Schon beim Opener "Rock or Bust" konnte diesbezüglich jedoch bereits Entwarnung gegeben werden. Gesanglich fügte sich Axls Stimmlage gut in die Gesamtperformance ein. Es dauerte für unser Empfinden jedoch eine gute halbe Stunde, bis der Mann am Mischpult die Verhältnisse soweit im Griff hatte, dass auch wirklich eine klare Differenzierung von Axls Stimme möglich war. Überhaupt schien Axl mit seinem, dem MAD MAX Filmrequisiten-Kabinett entnommenen Stuhl, gerade erst der "Chinese Democracy" Bruchlandung entstiegen zu sein. Doch allen Schmährufen zum Trotz, machte dieser einen wirklich guten Job und performte in Wien einen nicht unbeträchtlichen Teil des Abends sogar stehend! Hut ab.

 



Während Kracher wie "Thunderstruck" für unser Empfinden etwas kraftlos rüberkamen, konnte Rose vor allem den alten Bon Scott Songs, allen voran "High Voltage", "T.N.T." und vor allem "Whole Lotta Rosie" (Axls Aussagen zufolge der erste AC/DC Song, den er in jungen Jahren gehört hatte), eine durchaus charmante eigene Note abringen. Überraschend 'heavy' hingegen "Hells Bells", was wohl auch daran lag, dass man es live noch selten so "langsam" - sprich im Originaltempo - vorgetragen gehört hatte.

 




Angus hingegen erbrachte an diesem Abend wieder den Beweis, dass das Beherrschen des "Einserkastls" der Pentatonik, mit entsprechender Attitüde dargeboten, noch immer mehr Leute zum Gitarre spielen animieren kann, als so mancher Wild-West BPM-Rekordhalter (wie zum Beweis verkündete ein etwas älterer Konzertbesucher nach einem der zahlreichen Angus-Soli seinem Begleiter nun doch schon bald mit dem Gitarre lernen anfangen zu wollen. Gut so!).

 




Dass an diesem Abend den österreichischen und den zahlreich aus dem benachbarten Ausland angereisten Fans ein überraschend gutes Konzerterlebnis beschieden sein sollte, war nicht zuletzt auch das Verdienst von Schlagzeuger Chris Slade. Sorgte Slade an diesem Abend doch einmal mehr mit seinem Groove für den gewissen "Boogie-Faktor" (unvergessen dessen legendäre Live in Donington Performance während der "Razors Edge" Tour).

 



Man musste an diesem Abend 'nur' die beiden Musikuniversen von GUNS N' ROSES und AC/DC irgendwie mental vereinen. Hatte man doch beide Bands in Originalbesetzung jeweils bereits in Höchstform live erleben dürfen. War dies jedoch geschafft, konnte man den Abend durchaus genießen. So bleibt uns, und den vielen gesichteten Vater-Sohn Besuchern die Gewissheit, einem Ereignis von musikhistorischer Relevanz beigewohnt zu haben. Horns up!

 

 

Hier noch ein paar Impressionen vom Konzertabend ...

Grosser Andrang bei den Toiletten bereits zu Konzertbeginn.

Absolvierte ein beachtenswertes Konzert: Axl Rose.

"Whole Lotta Rosie", der erste AC/DC-Song, den der Guns N' Roses Frontmann eigenen Aussagen zufolge in jungen Jahren gehört hatte.

 

Setlist

Rock or Bust
Shoot to Thrill
Hell Ain't a Bad Place to Be
Back in Black
Got Some Rock & Roll Thunder
Dirty Deeds Done Dirt Cheap
Rock 'n' Roll Damnation
Thunderstruck
High Voltage
Rock 'n' Roll Train
Hells Bells
Givin' the Dog a Bone
If You Want Blood (You've Got It)
Sin City
You Shook Me All Night Long
Shot Down in Flames
Have a Drink on Me
T.N.T.
Whole Lotta Rosie
Let There Be Rock

Zugaben

Highway to Hell
Riff Raff
For Those About to Rock