STEVE VAI - Posthof Linz - 28 September

 

Mit dem im Jahre 2012 erschienen Album "The Story of Light" im Gepäck machte der Hohepriester der Gitarrenkunst auf der diesjährigen Europatour dieses Jahr nur einen Zwischenstopp in der Alpenrepublik, der diesmal den Oberösterreichern vorbehalten sein sollte. Und so pilgerten alle, die den Gitarrengott live sehen wollten, zum Posthof nach Linz, der sich als perfekte Location für dieses Konzert erweisen sollte.

 

 

Gleich zu Beginn viel auf, dass Vai diesmal mit einer etwas abgespeckteren Formation unterwegs war, als noch bei vorangegangenen Tourneen. Allen voran Vais langjähriger Weggefährte Dave Weiner, der mit seinem „Riff of the Week“ selbst längst Internetberühmtheit erlangt hat. Am Schlagzeug trommelte Jeremy Coulson, und der geniale Philip Bynoe am Bass mit seinem perfekten Gehör komplettierten Vais Live Band.



Nach einem kurzen Intro eröffnete Vai die Show mit "Racing the World" und "Velorum". Vai präsentierte sich in bester Spiellaune und bekam vom Mixer auch einen sehr guten Sound verpasst. Das erste Drittel des Sets wurde mit einem Akustikgitarrensolo von Dave Weiner abgeschlossen, der einmal mehr bewies, dass es kaum einen besseren Begleiter für Steve Vai geben kann. Unisono Linien und Frage und Antwortspiele mit STEVE VAI sind nicht gerade ein Fall für die Gitarrengrundschule - insofern machte Weiner wie immer eine sehr gute Figur.

 

Ein erster Höhepunkt stellte sich mit "Answers" vom im Jahre 1990 erschienen "Passion and Warfare" Album ein, der einen Songblock von eben jenem bahnbrachenden Album des Saitenhexers einläutete. Ob das geniale "The Animal", die Reminiszenz and Vais Jugendjahre "The Audience is Listening", oder das abgefahrene "Sisters" - die "Passion and Warfare" Ära ist und bleibt ein Höhepunkt in Vais Schaffen als Solokünstler.



Dass Vai in maßgeblich von FRANK ZAPPA in seinem kreativen Tun beeinflusst wurde, bewies die Einlage bei der Drummer Jeremy Coulson sich ein Elektrodrumset mit vielen bunten Lichtern um die Hüften schnallte. Originell war vor allem die Einlage im letzten Drittel des Sets, bei der Vai drei Leute aus dem Publikum für den Showteil „Build me a Song“ auf die Bühne holte. Dabei wies er einem jeden eine kleine Kompositionsaufgabe zu. So mussten zuerst ein Drum Beat und eine Basslinie als Fundament vorgesungen werden, bevor diese dann von Vais Mitmusikern aufgegriffen und instrumentiert wurden. Respekt vor diesem mutigen Unterfangen. Dies auf der Bühne sofort, spontan und dabei auch noch unterhaltsam umzusetzen verlangt schon Meisterschaft, wie vor allem der Melodiepart bewies, der als Vorgabe eigentlich nichts anderes als ein Gekreische war. Fairerweise muss dazu gesagt werden, dass Vais Erwartungshaltung doch etwas hoch war, und er nichts anderes als ein Jahrhundertwerk erwartete. Auch dem Rezensenten würde in einer ähnlichen Situation wohl nicht mehr als ein Krächzen über die Lippen kommen.



Sehr nett auch, dass sich Vai während der zweiten Nummer kurzerhand Jerzys Kamera lieh und ein paar Schnappschüsse von sich und dem Publikum machte. Ebenfalls erwähnt werden sollte, dass Vais Gitarrentechniker aus Österreich kommt. Dementsprechend wurde dem Mann auch Beifall gezollt.

 

Den Abschluss des regulären Sets bildete einmal mehr die Vai Hymne "For the Love of God". Als dann "Fire Garden Suite IV" als einzige Zugabe den Schlusspunkt des Abends setzte, zeigte ein Blick auf die Uhr dem verblüfften Zuhörer, dass Vai fast drei Stunden lang gespielt hatte. Die Fans kamen also voll auf ihre Kosten. Es hat auch Vorteile, wenn einmal kein Supportact spielt.

 

Ob Tanzeinlagen vom Posing-Meister, Vais Ultraguitar, oder der Robot Led Laser Suit: es wurde mächtig was geboten. Unser Mitleid mit den mitgebrachten Gitarristenfreundinnen und Gitarrenlehrerfrauen hielt sich daher in Grenzen;) Alle großen Nummern des Ausnahmetalents waren auch in Linz wieder am Start, und Vai stellte unter Beweis, dass er auch eine gute Stimme hat, wie die auf der Akustikgitarre vorgetragenen Songs bewiesen. Feines Konzert.

Setlist (ohne Gewähr)

Intro
Racing the World
Velorum
Band Intro
Building the Church
Tender Surrender
Gravity Storm
Dave Weiner Solo
Weeping China Doll
Answers
The Animal
Whispering a Prayer
The Audience Is Listening
The Moon and I
Rescue Me or Bury Me
(Vai song)
Sisters
Treasure Island
Salamanders in the Sun
Fire Garden Suite II - Pusa Road
Drum Solo
The Ultra Zone
Frank
Build me a song (mit drei Leuten aus dem Publikum)
For the Love of God

Zugabe:

Fire Garden Suite IV - Taurus Bulba

 

First published on Stormbringer.at