ROM SCHAERER EBERLE “At the Age of Six I Wanted to be A Cook”




Ein Jazz-Trio mit Stimme, Gitarre und Trompete als gleichberechtigte 'Instrumente': kann denn so was gehen? Klar geht das. Und wie. Stimmakrobatik trifft auf minimalistische Gitarrensounds und einfühlsam virtuoses Trompetenspiel.  Dass die Frage im Pressetext zu ROM SCHAERER EBERLE daher nur rhetorischer Natur sein kann, versteht sich von selbst. Seit seiner Gründung vor vier Jahren begeistert das schweizerisch-österreichische Trio mit seiner unkonventionellen Besetzung und seinen unorthodoxen Kompositionen. Nicht umsonst heimst das Trio nicht nur von einschlägigen Fach-Medien Lobeshymnen ein.



Allesamt keine Unbekannten sind die Akteure. Gitarrist Peter Rom hat mit seinem PETER ROM TRIO - mit Raphael Preuschl am Bass und Jörg Mikula an den Drums - bereits vorgemacht, wie fetziger state-of-the-art Jazz in klassischer Trio-Besetzung klingen muss. Vokalist Andreas Schaerer ist Dozent an der Hochschule der Künste in Bern, und  Mitbegründer der Berner Jazzwerkstatt. Martin Eberle (Trompete, Flügelhorn) wiederum hat als Preisträger zahlreicher österreichischer Landes- und Bundeswettbewerbe, sowie als Initiator des Jazzorchesters Vorarlberg von sich reden gemacht.


Aufgenommen wurde “At the Age of Six I Wanted to be A Cook” - die mittlerweile zweite Langrille des Trios - in den “Recpublica Studios” in Polen. An den Reglern saß Werner Angerer. Aufgenommen wurde in nur drei Tagen (mehr dazu in unserem Interview mit Peter Rom).


ROM SCHAERER EBERLE schöpfen auf ihren Aufnahmen aus einem reichhaltigen Klangfundus, und greifen bei ihren Kompositionen beherzt in der Musiklexikon-Kiste zu.  Ob klangmalerische Skizzen, so wie bei „Ever Since“, oder explosiv-rhythmische Klangskulpturen („Unloose Hit“, “Flatter”) - die drei Musiker machen vor, wie neues musikalisches Terrain erschloßen werden kann.

 

Fernab ausgetretener Pfade machen ROM SCHAERER EBERLE Musik im Spannungsfeld zwischen Experimentalmusik, Jazz, und afrikanischen Einflüssen. Braucht sich keiner mehr beschweren, dass es in der Musik nichts „Neues“ mehr zu entdecken gäbe. Dass dies nicht jedermanns Sache sein muss, und Hörgewohnheiten auch einmal auf die Probe stellt, versteht sich von selbst. Gut so. “At the Age of Six I Wanted to be A Cook” ist, so wie sein Vorgänger, ein starkes künstlerisches Ausrufungszeichen geworden. Richtungsweisend.


Erscheinungsdatum: 5. September 2013
Label: Co-production of Werkstatt Records and JazzWerkstatt Records

 

Tracklist:

A Trois                      6:23    
Cooking the Books    3:31   
Royal Family             5:53               
Unloose Hit               2:04    
Headline                    4:20               
Triple Prism               2:55               
At the age of Seven I wanted to be Napoleon  2:46    
Ever Since                  5:14               
Flatter                        1:03               
Laster                         3:13               
Lou                             3:34    


www.peterrom.com
www.jazzwerkstatt.at
www.romschaerereberle.com

ALTER BRIDGE "Fortress"

 

 

 

Wenn man den Jungs von ALTER BRIDGE etwas nicht vorwerfen kann, dann ist es selbstgefällige Untätigkeit. Während Myles Kennedy vergangenes Jahr (Review verfasst im Jahr 2013) SLASHs starkes „Apocalyptic Love“ mit seinem Gesang veredelt hat, ließ Mark Tremonti seinem Schaffensdrang auf seinem Soloalbum „All I Was“ freien Lauf. Schlagzeuger Scott Phillips wiederum startete gemeinsam mit John Connolly und Vinnie Hornsby von SEVENDUSTein Bandprojekt mit dem Namen PROJECTED. Das aus dieser Kollaboration entstandene, leider in unseren Breitengraden vollkommen ignorierte Album mit dem Titel „Human“, ist mehr als hörenswert. Es ist also schon beachtlich, wenn man sich ob dieser vielen Side-Projekte ansieht, welch Kreativpotential der Formation innewohnt.

 

Fast genau auf die Woche vor drei Jahren hatten ALTER BRIDGE mit „ABIII“ ihren dritten Longplayer veröffentlicht. Nun liegt mit „Fortress“ die vierte Langrille der US-amerikanischen Rocker aus Orlando, Florida, vor. Produziert wurde „Fortress“ von ALTER BRIDGEs langjährigem Produzenten Michael "Elvis" Baskette, der auch bereits für INCUBUS, FALLING IN REVERSE und STORY OF THE YEAR die Finger am Regler hatte.

 

„Fortress“ ist auch dieses mal ein amtlicher Kracher geworden. Eines der absoluten Highlights ist das geniale „Lover“, das ganz im Stile vergangener Großtaten die Magie von Übernummern wie „Slip To The Void“ beschwört. Live dürfte „Lover“ sicher einer der Höhepunkte des Sets werden.

 

Lobenswert einmal mehr Gitarrenvirtuose Mark Tremonti, der sein beindruckendes technisches Können den durchweg starken Songs unterordnet. In einem Interview meinte Tremonti erst unlängst, dass er mittlerweile seine Soli vorher singen würde, bevor er diese auf Band bannt. In diesem Zusammenhang auch zu empfehlen ist sein im Jahr 2008 erschienenes Lehrvideo „Tremonti: The Sound & the Story“, das vor allem einen interessanten Einblick in Tremontis Werdegang gewährt, und von niemand Geringeren als Paul Reed Smith kommentiert und eingeleitet wird (Ich spare ja noch immer auf ein Tremonti Signature Modell, das, sollte ich nicht einen 180 Grad Karrierewechsel vornehmen und Zahnarzt werden, für mich wahrscheinlich bis auf weiteres unerschwinglich bleiben wird).

 

Weitere Anspieltipps wären da noch das fetzige „Peace  is Broken“ mit seinem – nennen wir es mal – Mark Tremonti Signature Rhythm Riff, oder Tremontis Solo auf „Bleed it Dry“, welches wiederum ein Paradebeispiel für ein fettes Rockgitarrensolo ist, das einer saustarken Nummer noch den letzten Kick verleiht. Und wer „Live at Wembley-European Tour 2011“ zu Hause hat, wird beipflichten müssen, dass Myles Kennedy nicht nur eine Hammerstimme hat, sondern ebenfalls ein sehr guter Gitarrist ist.

 

Fazit: „Fortress“ ist ein grandioses Album geworden, das bei jedem Durchlauf weiter an Fahrt aufnimmt. Starke Songs, einprägsame Melodien und eine fette Produktion, die den neuen Härtegrad der Band perfekt in Szene setzt. Bravo.

 

 

Erscheinungsdatum: 27. September 2013
Label: Roadrunner Records (Warner)

 

Tracklist

 

Addicted To Pain                 

Bleed It Dry              

Lover             

The Uninvited                     

Peace Is Broken                   

Calm The Fire                      

Waters Rising

Farther Than The Sun

Cry A River

All Ends Well

Fortress

www.alterbridge.com

 

                       

 

 

 

 

 

 

GREG KOCH "Plays Well With Others"



 


Nicht jeder großartige Musiker muss notwendigerweise auch zum Entertainer geboren sein. Einer, der jedoch definitiv unter diese Kategorie fällt, ist der im Jahre 1966 in Milwaukee geborene US-Amerikaner GREG KOCH. Seine Lehrvideos und Workshops (vornehmlich für einen großen US-Instrumentenhersteller) sind legendär, und beliebt wegen ihres hohen Unterhaltungswerts.



Als wandelnde Blues-Enzyklopädie beweist Koch auf seinem neuen Album „Plays Well With Others“, dass er Meister aller Spielarten dieses Genres ist. Die beeindruckende Gästeliste und Liner Notes nehmen für sich genommen schon eine halbe Seite ein. Mit dabei sind unter anderem JOE BONAMASSA, ROSCOE BECK, oder ROBBEN FORD, die mit ihren Gastbeiträgen dem Album eine ganz besondere Note verleihen.



 Für das neue Album hat sich Koch, der erst unlängst eines seiner seltenen Konzerte in Österreich im Bluesiana bestritten hat, mit dem Singer/Songwriter und Gitarristen John Sieger zusammengetan, der den Gutteil der Gesangsparts übernommen hat. Eine gute Wahl. Nummern wie der Opener „Simone“, „What you got to loose“, „Walk Before You Crawl“, oder das geniale „Whiskey Rainstorm“ lassen auf Kochs zwölftem Album die Herzen aller Blues-Fans höher schlagen.


„Plays Well With Others“ ist ein entspanntes Album geworden, bei dem nicht mit Fertigkeiten geprotzt wird, sondern die Nummern im Vordergrund stehen. Nichts weltbewegend neues, aber für Fans allemal eine Empfehlung wert. Feines Album, bei dem man sich gut vorstellen kann, sich in irgendeiner Truckerkneipe im Mittleren Westen der USA ein gepflegtes Helles zu genehmigen.

 
4.0 von 5.0 Punkten

 

Erscheinungsdatum: 5. Juli 2013
Label:  2013 Rhymes With Chalk Music (Greg Koch Band)

Tracklist

01. Simone (Feat. Joe Bonamassa) (3:52)
02. Walk Before You Crawl (Feat. Robben Ford, Roscoe Beck & Brannen Temple) (6:24)
03. Spanish Wine (Feat. Jon Cleary) (6:10)
04. This Whole Town Has A Broken Heart (Feat. Paul Barrere) (3:40)
05. Sho Nuff (Feat. Robben Ford, Roscoe Beck & Brannen Temple) (5:02)
06. What You Got To Lose (Feat. Robben Ford, Roscoe Beck & Brannen Temple) (5:35)
07. Whiskey Rainstorm (Feat. Paul Barrere) (3:35)
08. Down The Road (4:43)
09. Night Owl Now (Feat. Paul Barrere) (5:17)
10. Hey Godzilla (Feat. Paul Barrere) (6:34)
11. Spanish Wine (Radio Mix) (4:55)
12. What You Got To Lose (Radio Mix) (4:46)
13. Hey Godzilla (Radio Mix) (4:09)


www.gregkoch.com
 

 

 

 

 

 

 

 

FIVE FINGER DEATH PUNCH "The Wrong Side Of Heaven And The Righteous Side Of Hell, Volume 1"

 

Jeder der FIVE FINGER DEATH PUNCH heuer am NOVA ROCK Festival live gesehen hat dürfte bestätigen: die Herren aus Los Angeles waren, gemeinsam mit HELLYEAH, eine der großen Überraschungen des Festivals. Seit dem im Jahre 2006 Debütalbum "The Way of the Fist" ging es mit der Formation nur in eine Richtung - nämlich bergauf. Eine Platte besser, als die andere. Konnte bereits das Vorgänger-Album "American Capitalist" mit starken Songs aufwarten, so ist dem Fünfer rund um Mastermind Zoltan Bathory mit "The Wrong Side Of Heaven and The Righteous Side Of Hell. Volume 1" ein großer Wurf gelungen. Angelegt als Doppelalbum, dessen zweiter Teil im November veröffentlicht wird, befindet sich der Fünfer rund um Ivan „Ghost“ Moody (Gesang), Zoltan Bathory (Gitarre), Jason Hook (Gitarre), Chris Kael (Bass), und Jeremy Spencer (Schlagzeug) auf einem kreativen Höhenflug.

Der im Jahre 1978 geborene Zoltan Bathory (Viking-Metal Fans schnalzen bei dem Nachnamen mit der Zunge) gründete die Band vor acht Jahren, und ist einer der Hauptsongwriter der Band. Dass der Mann ein Hans Dampf in allen Gassen ist, beweist ein Blick auf seine Biografie. Neben seinem Beruf als Musiker ist Bathory auch noch Pilot, Martial Artist, Judo und Jiu-Jitsu Practicioner. Kein Wunder, dass der Mann eine Vorliebe für Deftiges hat, und mit Vorliebe zu Saiten der Stärke .13 to .66 greift.

Im direkten Vergleich zu den vor allem beiden ersten Alben sind nicht mehr alle Songs so knüppelhart und brachial geraten. Insgesamt präsentiert sich "The Wrong Side Of Heaven and The Righteous Side Of Hell. Volume 1" abwechslungsreicher und vor allem ausgewogener. Die größte Stärke des Albums sind die durchgehend geilen Songs. Burner wie "Dot your Eyes",  "Watch You Bleed" oder "Burn MF" haben gewaltiges Nackenbrecher-Potential. Überhaupt fragt man sich bei dieser enormen Hitdichte was da bei Teil 2 eigentlich noch kommen kann?

Fazit: Ein jeder Song ein Knaller. Gastsänger, wie Rob Halford (JUDAS PRIEST), Jamey Jasta (HATEBREED), Max Cavalera (SOULFLY) und Maria Brink (IN THIS MOMENT) veredeln ein ohnehin schon starkes Album. FIVE FINGER DEATH PUNCH sind die fetzigere Version von STONE SOUR, stand erst unlängst wo geschrieben. Treffend formuliert. Die große Frage ist, ob die Band diesen Level auch bei Teil 2 wird halten können. Wir warten daher gespannt auf den 19 November 2013, und freuen uns in der Zwischenzeit über eines der besten Metal Alben des Jahres 2013.
 

4.5 von 5.0 Punkten
 

Erscheinungsdatum: 2. September 2013
Label: Rykodisc (Warner)


Tracklist

1. Lift Me Up (Feat. Rob Halford Of Judas Priest)
2. Watch You Bleed
3. You
4. Wrong Side Of Heaven
5. Burn Mf
6. I.M.Sin
7. Anywhere But Here (Feat. Maria Brink)
8. Dot Your Eyes
9. M.I.N.E (End This Way)
10. Mama Said Knock You Out (Feat. Tech N9ne)
11. Diary Of A Deadman
12. I.M.Sin (Feat. Max Cavalera;)
13. Anywhere But Here (Duet With Maria Brink)
14. Dot Your Eyes (Feat. Jamey Jasta Of Hatebreed)

 
www.fivefingerdeathpunch.com
 

 

 

 

CHICK COREA "The Vigil"


Ritter in Rüstung. Pferd. Das hatten wir schon mal. "The Vigil" ruft Assoziationen, aber auch grosse Erwartungshaltungen wach. RETURN TO FOREVERs Meilenstein "Romantic Warrior" aus dem Jahre 1976 erfreut sich nach wie vor grosser Beliebtheit. Dazu beigetragen haben nicht zuletzt auch die Tourneen von FOREVER mit Chick Corea, Lenny White und Stanley Clarke (ohne Al Di Meola) der vergangenen Jahre, sowie diverse Live Veröffentlichungen die im Zuge dieser Konzerte entstanden sind.

"The Vigil" mutiert gewissermaßen zu einer Wiedergeburt, die auf gänzlich neues Personal setzt. Allen voran Charles Altura, ein Gitarrist über den im Internet noch nicht viel geschrieben steht, ausser das er bei drei Nummern von TIGRAN HAMASYAN'S "Aratta Rebirth" (Plus Loin, 2011), oder auf STANELY CLARKE's im Jahre 2010 erschienen Album "The Stanley Clarke Band" auf einigen Tracks mitgespielt hat. Altura besticht durch sein geschmackvolles Spiel, und seine Könnerschaft auf der elektrischen, wie akustischen Gitarre gleichermaßen. Einen Vergleich mit dem Jahrhunderttalent AL DI MEOLA zu ziehen waere an dieser Stelle nicht fair, versteht es Altura doch gut, sein eigenes Spiel zu etablieren.

Auch erwähnt werden muss der sympathische Bassist Hadrien Feraud, der erstmals so richtig auf JOHN McLAUGHLINs  "Industrial Zen" (Verve, 2006) in Erscheinung getreten ist. Mit seinen erst 29 Jahren liefert der Musiker auf „The Vigil“ eine beeindruckende Performance ab.

Heraussragend sind vor allem das epische "Portals To Forever", oder die Gesangsnummer "Outside Of Space". Unverkennbar Coreas Linien, Phrasierung und Akkorde. Der Meister agiert auf gewohnt hohem Niveau. Vielleicht die beste Nummer des Albums ist das 18minütige"Pledge for Peace", die einzige Live Aufnahme mit Ravi Coltrane und Stanley Clarke am Bass. Gekonnt werden auf "The Vigil" elektrische und akustische Elemente vereint, und heben so nach Jahrzehnten strikter Trennung die Grenzen zwischen den beiden nun endgültig auf.

Corea hat auf "The Vigil" eine gute Balance zwischen einprägsamen Fusion-Rhythmen, polyrhythmischer Latin-Musik, sowie modalen und akustischen Elementen gefunden. Nach dem BILL EVANS Tribut "Further Explorations" (2012) mit Eddie Gomez und Paul Motian, und "Hot House" (2012) mit Gary Burton, setzt CHICK COREA mit "The Vigil" wieder ein starkes Ausrufungszeichen. Es wird sich zeigen, welche Halbwertszeit die neue Formation in Coreas Laufbahn einnehmen wird. Ein mehr als vielversprechendes erstes Werk hat man auf jeden Fall schon mal abgeliefert. Ausschau sollte man auf jeden Fall nach CHARLES ALTURAs Debutalbum halten, das schon in Bälde erscheinen sollte.

 

4.5 von 5.0 Punkten

Erscheinungsdatum: 28. Juni 2013
Label: Concord (Universal)

1. Galaxy 32 Star 4    
2. Planet Chia    
3. Portals To Forever    
4. Royalty    
5. Outside Of Space    
6. Pledge For Peace    
7. Legacy

www.chickcorea.com/vigil